StrafvollzugSubstitution in Haft: Sozialwissenschaftler fordern Reform der Drogenpolitik
24.03.2022
Ausgabe 2/2022
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Schätzungen zufolge haben etwa 30 Prozent aller Inhaftierten eine Opioidgebrauchsstörung. Sie ist zentraler Bestandteil der Morbidität im Strafvollzug. Doch nur 23 Prozent dieser opioidabhängigen Personen werden substituiert. Zum Vergleich: In Freiheit liegt die Zahl der Substituierten bei etwa 50 Prozent. Für sie reicht die Medikamentenpalette von Methadon über Buprenorphin, retardierte Morphine und Diacetylmorphin bis zu Codein. „In Haft wird hingegen von der gesamten Medikamentenpalette nicht genügend Gebrauch gemacht – überwiegend wird das kostengünstigste Medikament eingesetzt, egal, welches Medikament der Patient vorher bekommen hat“, sagt Prof. Dr. Heino Stöver, Leiter des Instituts für Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF) an der Frankfurt University of Applied Sciences. „Die Justizministerien kündigen vieles an, doch die Substitution – eine der wenigen evidenzbasierten und von der Bundesärztekammer empfohlenen Behandlungen für Opioidkonsumenten – findet nicht ausreichend statt.“